Fotografie:Freundschaften – aufs Wesentliche komprimiert.
Autorin: Dimdi (Modelkartei) vom 24. Januar 2015
Gestern Abend traf ich mich mit Milad im „Fahrenheit“, einer Bar in Winterthur. Milad ist Fotograf; ich bin „Bibliothekarin/Hobbymodell“ und lerne gerne neue Menschen kennen.
Obwohl der Sommer definitiv vorbei ist, sassen wir draussen in der Laube und unterhielten uns, bis es dunkel wurde und die freundliche Kellnerin Kerzen in Papiertaschen auf die Tische verteilte. Beim Nachdenken über diese neue Bekanntschaft und über unser angeregtes Gespräch, obwohl wir uns zuvor noch nie gesehen hatten, machte ich mir wie üblich Gedanken zum Thema Fotografen-Modell-Freundschaften – und beschloss für einmal, diese Gedanken auch aufzuschreiben.
Fotografen-Modell-Beziehungen sind etwas Besonderes, wie ich finde. Es sind Freundschaften, aufs Wesentliche komprimiert. Beziehungen, die aus zweckmässigen Gründen entstehen – und sich dann in jede mögliche zwischenmenschliche Richtung entwickeln können. Bekanntschaften, Freundschaften können entstehen – aber auch negativ behaftete Kontakte, wenn bei der Vorbereitung Unstimmigkeiten auftreten. Stärkere Gefühle, wie Liebe und Hass, kommen für mich nicht in Frage – das Modeln ist für mich nur ein Hobby und ist es mir doch lieb geworden, so würde ich nicht meine psychische oder physische Gesundheit oder meine Beziehung dafür aufs Spiel setzen. Aus meinen bisherigen Bekanntschaften weiss ich aber, dass das durchaus auch anders sein kann.
Fotografen verlieben sich in Modelle, Modelle zerstreiten sich mit Visas puttygen download windows , Vertragsbrüche enden in jahrelangem Groll und übler Nachrede. Und das, obwohl man doch eigentlich nur gemeinsam shooten wollte! Wie konnte denn das passieren?? Um das zu verstehen, sollte man vielleicht wissen, dass Fotografen und Modelle sich ja, sofern sie das Fotografieren als Hobby & Kunst betrachten, nicht per Zufall in einem Studio über den Weg laufen. Ein Shooting wird geplant, und dabei entsteht eine Fotografen-Modell-Beziehung – welcher Natur auch immer.
Nun, wie entsteht denn so eine Fotografen-Modell-Beziehung? Ich kann das ja jetzt eigentlich nur aus meiner Sicht als Hobby-Modell erzählen: In meinem Fall entsteht sie meist durch ein Mail. Ein Fotograf, meist männlich, seltener, aber durchaus nicht ungern auch weiblich, schreibt mich auf einer der Plattformen, auf denen ich ein Profil betreibe, an. Ich muss gestehen, dass, wenn ich ein neues Mail im Postfach entdecke, ich mich erstmal diebisch darüber freue. Jemand hat sich die Zeit genommen, mir zu schreiben! Das freut und ehrt mich jedes Mal aufs Neue.
Als nächstes mache ich mich dann auf zum Profil der mich-anschreibenden Person. Ich stöbere durch den Sedcardtext, die Postings, die Bilder, den „about me“-Teil der Homepages und mache mir so erstmal ein Bild über die Person, die mich anschreibt.Das geht meiner Meinung nach ganz gut: Ich sehe, wie die Person arbeitet, lese die Feedbacks von anderen Modellen, erkenne, wie viel der Fotograf bereit ist, von sich preis zu geben und, für mich am elementarsten: Ich sehe seine Bilder. Bereits jetzt habe ich mich innerlich entschieden, ob und auf welcher Basis ich gerne mit der Person zusammenarbeiten würde. Denn, ja, ich gebe es offen und ehrlich zu: Bei der Fotografie geht es mir in erster Linie um die Bilder. Sind diese nicht meinem Gusto entsprechend, kann mich kein Geld der Welt dazu bewegen, meine wertvolle Freizeit für eine Zusammenarbeit herzugeben.
Nun, mit der innerlichen Entscheidung, mit dieser Person zusammen zu arbeiten (…oder auch nicht), öffne ich danach dann das oben erwähnte Mail. Ich lese, was der Fotograf mir zu sagen hat. Hat er eine konkrete Anfrage, möchte er mir nur erstmal ein Kompliment für ein bestimmtes Bild machen? Wie auch im „normalen“ Leben ist jeder Fotograf bei der ersten Kontaktaufnahme da anders. Während der eine bereits im ersten Mail seine konkrete Idee (notabene inkl. Terminvorschlägen und Locations) unterbreitet, beginnt ein anderer mit einem schlichten „Hi“ oder einer unverfänglichen Frage. Als ehrlicher, direkter Mensch gehe ich natürlich auf diese Anfragen ein, beantworte mir gestellte Fragen freundlich – komme aber auch direkt zum Punkt, falls von meiner Seite her kein Interesse an einer Zusammenarbeit besteht. Bisher kam ich so gut zurecht, aufgrund einer Absage meinerseits entstand noch nie böses Blut. (Fotografen, die mir gut gefallen, von mir aus anzuschreiben, hab ich mich bisher übrigens noch nicht getraut…)
Sind mir nun also die Bilder und die Person an und für sich sympathisch, geht’s ans Eingemachte: Wir besprechen eine konkrete Shootingidee. Diese Phase macht mir zwar sehr viel Spass – allerdings bin ich, wie mein liebes Mami korrekterweise zu sagen pflegt, ein „I want it all – and I want it NOW“-Typ. Ich bin sehr, sehr ungeduldig und wenn ich an den Bildern eines Fotografen erstmal einen Narren gefressen habe, würde ich das Shooting lieber gleich umsetzen, als lange zu planen. Auch hier ist es wieder von Fotograf zu Fotograf anders. Während der eine sich in den detailgenauen Vorbereitungen für ein Shooting verlieren kann, ist der andere chaotisch und spontan. Während der eine am liebsten selbst die Kleidung für das Modell selber kauft und aussucht, überlässt der andere am liebsten die gesamte Vorbereitung dem Modell, inklusive Auswahl einer Visagistin und der Vorabbesprechung mit selbiger. Wie in einer „normalen“ Freundschaft lasse ich mich auch hier soweit möglich auf die spannende Symbiose mit dem mir nun immer weniger fremden Menschen ein. Hier kommt mir bestimmt meine tägliche Arbeit im Dienstleistungssektor zugute: Ich bin neugierig auf neue Menschen und die zwischenmenschliche Kommunikation und Interaktion, auch wenn sich diese nicht alltäglich und als kleine Herausforderung gestalten mag.
Nicht selten geht es bei den Vorbereitungen nämlich nicht mehr nur um eine blosse Zusammenarbeit im künstlerischen und produktiven Sinne, sondern sehr schnell entstehen moderne Brieffreundschaften im Web – man erfährt etwas aus dem Leben des Gegenübers, zum Beispiel, wie der Fotograf lebt, was er arbeitet, wie seine Familie zu seiner Arbeit steht… manches wird erzählt, manches steht zwischen den Zeilen. Während es mir meist reicht, wenn die Kommunikation schriftlich bleibt, ist es manchen Fotografen wichtig, sich vor einem Shooting zum persönlichen Gespräch zu treffen oder via Skype oder Telefon einen ersten ausser-Web-lichen Eindruck von mir zu erhalten.
Zu so einem Vorab-Gespräch traf ich mich nun gestern auch mit Milad – aber wie so oft wurde dann so viel mehr als nur eine trockene Shootingbesprechung aus dem Gespräch. Wir plauderten über unsere Erfahrungen in der Fotoszene, über unseren Bildstil, über Moral, über den Stellenwert von Kreativität in unserem Leben, über unser Leben ganz allgemein, über Winterthur und seine Kultur, über das Schreiben und über das Reisen – kurzum, wir lernten uns kennen und tauschten uns rege aus. Seiner Einladung, einen Gastbeitrag für seinen Blog zu schreiben, folge ich hiermit sehr gerne – es ist mir eine grosse Ehre und ich freue mich, festhalten zu dürfen, was mich bewegt und was mir wichtig ist.
Damit richtig tolle Bilder mit Seele und Leben entstehen, sind natürlich diverse Dinge wichtig. Mal abgesehen vom technischen Hintergrund und einer optischen Übereinstimmung des Modells mit den Ideen des Fotografen sind da meiner Meinung nach zwei Punkte, die unbedingt stimmen müssen, damit ein Shooting mit grossartigen Ideen entsteht:Vertrauen und Motivation.
Anders als bei Freundschaften im normalen Leben ist es bei Fotografen-Modell-Beziehungen meist nicht so, dass man sich über Jahre hinweg kennenlernt und sich das Vertrauen des Gegenübers erarbeitet. Bei den kreativen Freundschaften zur TFP-Zusammenarbeit ist es wichtig Aloha enterprise pulse , dass das Vertrauen in die Person und deren Motivation und Engagement fürs Shooting von Anfang an da sind oder aber sehr schnell entstehen. Der Fotograf muss erstmal dem Modell & seiner Motivation vertrauen: Wird es sich für das Shooting einsetzen, also sich falls nötig entsprechend vorbereiten, auf einen Discobesuch verzichten, ausgeruht und pünktlich zum Set erscheinen? Nimmt es das Shooting also wichtig genug? Geht es ihm wirklich um die Kunst oder möchte es nur gratis möglichst viele Bilder absahnen? Wird es seine Begleitperson mit Bedacht wählen? Wird es sich nach dem Shooting an den Vertrag halten und die Bilder nur wie besprochen verwenden?
Aber auch das Modell muss dem Fotografen vertrauen: Wird er sich entsprechend vorbereiten? Wird er sich während dem Shooting korrekt verhalten? Wird er die Bilder auswählen, die auch mir gefallen oder löschen, sollten sie mir zuwider sein? Werde ich seine Bilder stolz verwenden können, oder besteht auch die Möglichkeit, dass er mich enttäuscht? Bearbeitet er sie so liebevoll wie die restlichen Bilder auf seiner Sedcard? Wird er die Bilder bald liefern, oder lässt er mich monatelang darauf warten? Verwendet er die Bilder nur wie besprochen und geht er mit der Namensnennung korrekt um? Und immer wieder: Ist er genau so motiviert und engagiert wie ich??So viele Fragen, die man innerlich schon alle positiv beantworten können sollte, bevor man ein Shooting angeht – denn mangelndes Vertrauen spiegelt sich meiner Meinung nach auch in den Bildern wieder. Und überhaupt mag ich mich nicht auf ein Shooting vorbereiten, wenn ich kein gutes Gefühl dabei habe.
Entstehen irgendwann zu Beginn des Arbeitsprozesses Differenzen oder Unstimmigkeiten, so breche ich die Vorbereitungen darum auch lieber gleich ab. Wir investieren ja schliesslich beide unsere Freizeit für dieses Projekt und sollten darum mit einem grossartigen Gefühl ans Shooting gehen. Weil das Shooting doch einiges meiner Freizeit, auch vor dem eigentlichen Termin, beansprucht, weiss mein Verlobter auch immer über jeden Schritt des Shooting-Prozesses Bescheid. Ich zeige ihm die Bilder des Fotografen, setze ihm unsere Ideen auseinander, fasse wichtige Gespräche zusammen und bespreche mit ihm die Accessoires und die Kleidung, die ich mit einzubringen gedenke. Genau so freue ich mich darum auch immer, wenn Partnerin oder Visa des Fotografen in den Prozess mit einbezogen werden – ein Shooting ist immer eine Zusammen-Arbeit von mehr als einer Person, und alle Beteiligten haben es darum meiner Meinung nach verdient, auch als Mit-Urheber des Bildes erwähnt zu werden!
Als besonders positiv ist mir da die Zusammenarbeit mit Nicola Petrara in Erinnerung: Am Shooting waren sowohl seine Frau Suzi als auch seine beiden Schwestern Melissa und Sarah dabei als Stylistinnen, Beraterinnen, Frisörin und Visa. Ich habe den Tag als einmaliges Shootingerlebnis in Erinnerung, liebe die entstandenen Bilder noch immer sehr und freue mich, das Team noch immer zu meinem – wenn auch eher virtuellen – Freundeskreis zählen zu dürfen. Auch wenn sich seit dem Shooting in Schaffhausen leider kein weiteres mehr ergeben hat – es können durch Shootings auch stabile Freundschaften entstehen. Jen & Hampi, ein fotografierendes Ehepaar, lernte ich ebenfalls durch das Fotografieren kennen und sie zählen inzwischen zu meinen engsten Freunden – ich war auf ihre Hochzeit eingeladen und tausche mich täglich mit Jen über das Leben als Modell und Fotografin und auch so ganz allgemein, als Frau und Mensch, aus. Auch Regina und Petra, zwei Visas aus Winterthur, gehören bereits länger zu meinem „Inner Circle“ und überhaupt könnte ich hier jetzt endlos weitermachen, aber davon habt ihr dann ja irgendwie nichts.
Aber: Nicht alle Fotografen-Modell-Beziehungen müssen bleibend sein. Oft herrscht nach dem Liefern der entstandenen Bilder Funkstille, oft verläuft die in der Vorbereitungszeit so intensive Freundschaft mit täglichem Austausch, auch über private Dinge, abrupt im Sande – und auch das ist okay. Klar mag es seltsam anmuten, dass Freundschaften und intensive Kontakte so schnell versiegen wie ein Tropfen Wasser in der Wüste – aber vielleicht ist es ja auch das Schicksal einer Freundschaft, die so schnell entstanden ist, auch wieder so schnell zu versiegen. Vielleicht sind Menschen, die so schnell bereit dazu sind, sich auf einen fremden Menschen in ihrem Leben einzulassen – sei es auch nur für begrenzte Zeit – auch automatisch mit dem Talent ausgestattet, Freundschaften ohne böses Blut zu beenden oder versanden zu lassen. Nicht immer enden die Freundschaften dann wiederum aber endgültig, so muss man sagen. Da meine Zusammenarbeiten meist grossartig verlaufen und ich selten bei einem Fotografen wirklich „den Bildern nachrennen“ muss, kann es durchaus auch sein, dass die Freundschaft Monate oder Jahre später wieder aufblüht, dass wir erneut ein Shooting andenken und auch durchziehen – dass wir uns, wie das bei Markus der Fall war, nach über 5 Jahren wieder sehen und verstehen wie in der ersten Shootingphase, auch wenn dazwischen bis auf einzelne Mails kein Kontakt mehr bestand. Ich habe ein sehr gutes Gefühl, was das geplante Shooting mit Milad angeht. Auch mein Verlobter Yannik freut sich auf die Zusammenarbeit und würde am liebsten gleich loslegen. Ich habe wirklich ein tolles Gefühl, was unsere kreative Freundschaft angeht. Aber wie bei jeder Fotografen-Modell-Beziehung bleibe ich auch hier offen und neugierig, wie sie verlaufen wird und was wir in dieser Zeit alles erleben.
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